Ich halte auch nicht viel davon, die Ukrainer jetzt mit Jesus gleichzusetzen und die Russen mit dem Teufel. Ja, der Kampf der Ukrainer ist heldenhaft, da sie ihr Land gegen einen übermächtigen Gegner verteidigen.
Dennoch muss man einfach feststellen, dass wir völlig in einer (pro-)ukrainischen Informationsblase stecken, was vor allem daran liegt, dass Russland fast keine bzw. nur sehr wenige Informationen preisgibt. Und das erste, was im Krieg stirbt, ist die Wahrheit. Es gibt vielseitige Propaganda auf beiden Seiten und es ist schwierig, Informationen zu verifizieren. Empfehlen kann ich hier aber (wie so oft)
correctiv.org, da werden einige Aufnahmen und Gerüchte, die so kursieren, geprüft.
Wie Liam sagte, es gibt die hässliche und dunkle Seite und die gibt es in jedem Krieg. In jedem Krieg gibt es zivile Opfer. Ich bin immer etwas überrascht über die Naivität, mit welcher man hier im "friedensverwöhnten" Westen an's Thema Krieg rangeht. Es ist immer so, dass vor allem Unschuldige leiden.
Und zum Thema Kriegsverbrechen: Man erwartet doch nicht ernsthaft, dass, wenn sich selbst westliche Demokratien nicht so genau an's Kriegsrecht halten und Kriegsverbrechen begehen (wie in Afghanistan, im Irak und Co.), das Kriegsrecht dann von autoritären Regimen (im Fall von Russland sogar mit einem Irren an der Spitze) befolgt wird.
Krieg bringt immer nur das Schlechte im Menschen hervor, die Menschlichkeit stirbt zuerst. Letztlich sind's alles arme Schweine, egal ob es der Ukrainer ist, der sein Land verteidigt, oder der 18-jährige wehrpflichtige Russe, der sinnlos verheizt wird.
Ich habe schon am Anfang des Krieges gesagt (und als bekannt wurde, dass es eben doch nicht nur eine begrenzte Militäroperation im Osten der Ukraine ist), dass Putin den Krieg nicht gewinnen kann. Militärisch vielleicht ja, aber er stürzt sein eigenes Land ins wirtschaftliche, politische und moralische Chaos. Er kann nicht einfach mal einen Regime Change in der Ukraine durchführen und eine Marionettenregierung einsetzen, das würden die Ukrainer niemals akzeptieren.
Es bliebe also nur eine Besetzung des Landes, die aber gar nicht durchzuhalten ist. Es würde nie zu einer Befriedung des Konflikts kommen, da die Ukrainer einen großen Nationalstolz haben und der Hass auf Russland nach dem Überfall auf ihr Land ins Unermessliche steigt. Russland würde also in einen jahrelangen Krieg gezogen werden, der massiv Opfer fordern wird.
Eine Lösung, in der Putin sein Gesicht wahren könnte, wäre die Abspaltung des Donbas bzw. die völkerrechtliche Anerkennung der Krim als russisches Territorium bzw. die Verpflichtung der Ukraine zur Neutralität. Da dies momentan unwahrscheinlich ist, glaube ich auch nicht, dass der Konflikt so bald beigelegt werden kann.