Ich stimme euch da ganz zu. Das Ende des 2. Weltkrieges im Europa kann sehr wohl als "Tag der Befreiung" gefeiert werden. Unser Land wurde befreit von einem System, das auf die Vernichtung des Judentums und der Völker in Osteuropa hingearbeitet hat, um den eroberten Lebensraum mit eigenen Siedlern zu bevölkern.
Die Befreiung vom Hitlerfaschismus bescherte Europa und Deutschland (weitestgehend) Frieden, Demokratie, Stabilität und Wohlstand.
Gauland sagte, der Tag sei "ein Tag des Verlustes von großen Teilen Deutschlands und des Verlustes von Gestaltungsmöglichkeit.". Ja, Deutschland hat nach der Niederlage große Teile seines Landes, seit Jahrhunderten größtenteils von Deutschen besiedelt (Siebenbürgen, Schlesien, Pommern usw.), eingebüßt. Das war sicherlich genau so Unrecht, wie die Vertreibung der Tschechen aus dem Sudetenland oder die der Polen aus Schlesien, ganz zu schweigen von der Vernichtung der Juden und der Sinti und Roma. Wenn sich Herr Gauland über die verlorenen Gestaltungsmöglichkeiten beschwert, meint er doch hoffentlich nicht, die Art von "Gestaltungsmöglichkeit" die Deutschland im Falle des Sieges gewonnen hätte, welche in der Vernichtung und Vertreibung ganzer Ethnien gemündet hätte.
Und ja, das Ende des Krieges ist jetzt 75 Jahre her. Einige meinen ja, man solle nicht immer wieder daran erinnern, was damals passiert ist, es sei ja schon so lange her. Aber Millionen Tote mahnen, und die Tatsache, dass viele sich davon gestört fühlen, an die alte Zeit erinnert zu werden, zeigt, dass die Erinnerungskultur eben sehr wohl notwendig ist. Damit soetwas nie wieder geschieht - egal ob in Deutschland, Europa oder im Rest der Welt.
Übrigens: Wäre das Coronavirus nicht ausgebrochen, hätte die NATO pünktlich zum 75. Jahrestag des Friedens ein Manöver namens "Defender 2020" direkt an den Grenzen zu Russland durchgeführt. Angesichts der Geschichte im 1. und 2 Weltkrieg sowie des Kalten Krieges und über 20 Millionen toter Sowjetbürger während des 2. Weltkrieges eine unfassbar geschmacklose Provokation.